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Warum ich mich keiner OP unterziehen musste

 
Schien ich mich mein ganzes bisheriges Leben doch schon daran gewöhnt zu haben, der Schulmedizin zu vertrauen und in gewisser Weise ihr auch zu gehorchen, meist mangels Alternativen, so gab es im Sommer 2001 mein erstes Wendungsbewusstsein, das zu dem geführt hat, was heute passiert ist: mir bleibt das Skalpel erspart. Hoffentlich! Ich mein' ja nur....

Doch für alle die, die es nicht wissen, vermutlich Viele, fang ich am besten mal ganz von vorn an:

Meine Krankengeschichte begann im unheilvollen heißen Sommer des Jahres 1975. Ich war damals 10 Jahre alt und ein ambulant praktizierender Chirurg empfahl meinen Eltern, mir die angeborenen kardinären, multiplen Exostosen (das ist der komplizierte medizinische Fachausdruck für Überbeine), operativ entfernen zu lassen. Der größte Fehler meines Lebens!!!

Vorher war ich ein Junge wie jeder andere auch. Ich lief, kletterte, rannte und was Jungs in dem Alter sonst so tun. Und natürlich wollte ich ein Held sein und hatte ja keine Ahnung, was auf mich zukam. Also ließ ich mich im besagten Sommer unter schwerer Vollnarkose zweimal innerhalb von sechs Wochen operieren, verlor dabei Unmengen an Blut, wachte diverse Male während der Narkose auf (was ich mir bis heute nicht so Recht eingestehen will) und verbrachte dreiTage nach der ersten OP im komatischen Zustand.

Das, was damals als eine kosmetische OP gedacht war - denn wie erwähnt, ich konnte mich normal bewegen, nur gaben die Exostosen an meinen Gelenken, meinen Körper eine skurrile Form, die er bis heute nicht verloren hat - führte in ein Desaster. Ich verließ das Krankenhaus in völlig anderer Verfassung. Die Exostosen waren weiterhin da und nun hatte ich zu den Exostosen hässliche lange Narben erhalten und als Zugabe mein Gefühl unterhalb beider Knie komplett verloren. Ich konnte meine Zehen auf Kommando nicht mehr bewegen und meine Füße nicht mehr auf die Fersen stellen. Das ist bis heute noch so.

Meine Eltern und ich waren damals einfach nicht aufgeklärt genug, um gegen dieses schulmedizinische Missgeschick etwas zu unternehmen und die Schulmedizin war, wie sie es heute immer noch ist: arrogant und nicht in der Lage, Fehler auch nur ansatzweise zuzugestehen. Geschweige denn überhaupt irgendwelche Zugeständnisse zustande zu bringen.
Ich lernte mit meiner neu erworbenen Behinderung zu leben. Gewöhnte mich an meinen falschen Gang und mir gelang es, mich als Junge unter Jungens zu etablieren. Auch mit Mädchen, die mir mehr und mehr gefielen, hatte ich keine Probleme. Also hielt ich mich für "normal". Aufgefallen sind mir nur die Verdrängungsprozesse in mir selbst, die recht aggressiv verliefen und zuweilen bis heute verlaufen.

Das "Wachwerden" während der Narkose hat mir mein Körper bis heute nicht verziehen. Schlimmer: mein Körper verzeiht meinem Bewußtsein bisheute nicht die ablehnende Haltung gegenüber einer solchen Möglichkeit. Aber ich lernte damit früh umzugehen und spaltete mich in mehrere Rollen auf. Das dies zu weitreichenden psychologischen Konsequenzen geführt hat, möchte ich hier nicht verschweigen, aber auch an dieser Stelle nicht weiter ausführen, da ich sonst den Roten Faden verliere.

Die ersten Jahre nach dem Sommer 1975 durfte ich am Schulsport nicht teilnehmen. Was ich zwar nicht verstand, aber egal, ich war ja ein Held und ein Held tut, was seine Mutter für richtig hält. Mit 13 begann ich wieder mit dem Schulsport und es machte Spass. Ich gewöhnte mich an meine Einschränkungen. Doch meine Lehrer gewöhnten sich nicht dran. Zu dieser Zeit gab es noch nicht das differenzierte pädagogische Auffassungsvermögen, das es heute gibt. Also zwangen sie mich sportlich im wahrsten Sinne des Wortes in die Knie. Dass es nicht zu einem Wutausbruch kam, verdanke ich meiner diversifizierten Persönlichkeitsstruktur, die es vorzog, den Sportunterricht kommentarlos zu verlassen, um mit einem ärztlichen Attest zurückzukehren. Denn vor der großen Schulmedizin machten sogar Pädagogen einen großen Diener.
Ich durfte mir von da an meine Sportart selbst aussuchen. Und entschied mich für Basketball. Das lag mir. Denn, wenn ich auch nicht sprinten konnte, so konnte ich doch mithilfe meines Kopfes (ich muss meine Bewegungsabläufe bewußt im Kopf koordinieren) ungeheure Sprünge und Haken schlagen. Ausserdem hatte ich Konfrontation gelernt und schreckte sie nicht. Kurzum: ich war gut fürs Basketball und eine Bereicherung für das Schulteam. Auf der Höhe meines Erfolges, während eines Heimspiels zerriss mich ein Schmerz in der linken Kniekehle. Ich fiel zu Boden und stand nicht wieder auf. Es ging nicht.

In der Uniklinik Essen (mein behandelnder Arzt hatte wohl hinzugelernt und sich gedacht: bevor ich den wieder in die Hände von Pfuschern gebe, mache ich es diesmal richtig und überweise ihn gleich zu Spezialisten), entfernte man mir eine vergessene Exostose, die so weit gewachsen war, dass sie einen Nerv einklemmte. Das war 1981, also sechs Jahre nach der verheerenden OP.

Zwischenzeitlich gab es 1977 eine Blinddarm-OP, von der in mir drinnen jemand behaupte, dass ich dort auch aufgewacht sei. Aber das nur am Rande. Nach dieser OP hatte ich zehn Jahre Ruhe, wenn man mal großzügig davon absieht, dass in mir welche ausgerastet sind und durch eine Scheibe geschlagen haben, was mir im Jahre 1983 - auch ein heißer Sommer - einen Klinikaufenthalt von 2 Wochen und eine neue Freundin eingebracht hat. Und später die ersten Panikattacken.

Mittlerweile war ich Meister in der Kopfkoordination meiner Bewegungsabläufe geworden. Hin und wieder brachten sie mich zwar zu Fall, aber nur deshalb, weil ich den einen oder anderen Ablauf falsch oder gar nicht koordinierte. Auffällig war das immer zu beobachten, wenn ich im Gelände unterwegs war. Das Gelände verlangte besondere Aufmerksamkeit und ich bewältigte es. Sobald ich das Gelände verließ, wurde meine Aufmerksamkeit geringer und so konnte es passieren, dass ich ohne erkennbare Hindernisse zu Fall kam. Erwähnenswert ist auch, dass ich in der Dunkelheit mein Gleichgewicht verliere und mich nur noch vorwärtsbewegen kann, wenn ich irgendwo greifbaren Halt finde. Ist der nicht vorhanden, bleibt mir nur noch die Gangart auf allen Vieren. Auch das Stehen auf einem Bein ist mir nicht möglich. Aus diesem Grunde kann ich mich im Stand weder an- noch entkleiden.

Mit all diesen Einschränkungen richtete ich mich in meinem Leben ein und begann im Jahr 1988 erstmals eine eigene Wohnung zu beziehen und eine Ausbildung in einer gemeinnützigen Einrichtung als Radio- und Fernsehtechniker. Beim Einstellungsverfahren gab es Skepsis bezüglich meiner Behinderung innerhalb der Einstellungskommission. Doch der zuständige Meister plädierte dafür, mich einzustellen. Die Einwände, dass ich als Fernsehtechniker ja auch auf Dächern klettern müsste, wehrte er mit dem Argument "ein guter Radio- und Fernsehtechniker steigt den Leuten nicht aufs Dach" souverän ab. Noch während der Einstellungsphase absolvierte ich mein Abitur über den zweiten Bildungsweg. Während meiner Ausbildungszeit verdiente ich mir noch etwas nebenbei und jobbte in einer Großdisko.
Die wurde zu meinem Schicksalsanlass: Es muss im Sommer zu Beginn der 90iger Jahre gewesen sein, als ich dort in eine Glasscherbe trat, ohne es zu merken. Ich bemerkte die Wunde erst zuhause. Da sie nicht schmerzte "verarztete" ich sie und schenkte ihr keine große Aufmerksamkeit. Doch die Verletzung am rechten Großzeh heilte nie richtig aus. Nach außen zwar, aber nach innen nicht. So wurde ich im Sommer 1992 unter heftigsten Fieberanfällen in ein örtliches Spital eingeliefert und musste noch vor der Narkose unterschreiben mit einer möglichen Amputation der rechten Großzehe einverstanden zu sein.

Als ich aus der Narkose erwachte, teilte mir das Pflegepersonal als erstes mit, dass mein Zeh gerettet worden sei. Es folgte ein 7wöchiger Klinikaufenthalt. Als ich die Klinik verließ, fühlte ich mich gut und ich lebte auch ganz gut. Ich begann ein Studium und einen Aufenthalt in den USA und im darauffolgenden Jahr in Indien. Wäre ich damals gefragt worden, ob mich das Schicksal einholen würde, hätte ich wohl gelacht.

1996 stand ich kurz vor dem Ende meines Grundstudiums in den Sozialwissenschaften und gönnte mir kurz vor Semesterbeginn mit einer Kommilitonin einen Spontantrip. Last Minute vom Flughafen. Wir nahmen den billigsten Flug und der führte uns auf die Insel Ibiza. Wir hatten nicht vor in einem Hotel einzukehren, sondern wollten unter freiem Himmel urlauben und über die Insel wandern. Am zweiten Tag bemerkte ich eine Blase am Zeh. Und zwar genau an der Stelle, die vor 4 Jahren wegen akuter Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung) operiert worden war. Die Blase beängstigte mich und ich hoffte auf die Heilwirkung der Natur und ging so oft wie möglich ins Salzwasser. Doch die Blase öffnete sich. Ich hatte weder eine Auslandskrankenversicherung, noch genügend Bargeld um mich behandeln zu lassen. Der Wanderurlaub hatte für mich ein Ende gefunden. Wir suchten uns in der Inselhauptstadt San Antonia eine preiswerte Pension und ich besorgte mir in einer Apotheke Heparinsalbe. Ich ruhte mich einen Tag aus und glaubte, damit sei genüge getan. Am Ende dieser einwöchigen Wandertour bekam ich die Quittung.

Noch als ich den Flieger entstieg, musste ich bemerken, dass mein Unterschenkel angeschwollen war. Mein Hausarzt behandelte mich mit Antibiotika. Mein Märtyrertum sollte beginnen, ohne dass ich mir dessen bewußt war. Durch die Antibiose ließ sich die Entzündung aufhalten. Doch nach einem halben Jahr brach sie vollends aus. Ich entschloss mich auf eine weitere hausärztliche Behandlung zu verzichten und begab mich ins selbe örtliche Krankenhaus, das mich vor 5 Jahren bereits am Zeh operierte. Ich hoffte inständig, dass auch diesmal sie mir meinen großen Zeh werden retten können. Doch die Röntgenaufnahmen ergaben ein anderes Bild. Das Endglied des Großzehs war so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass eine Rettung nicht mehr möglich schien. Doch ich wollte nicht so schnell kleinbeigeben. Ich diskutierte mit den Ärzten Möglichkeiten. Doch die Alternativen waren aufgrund der geringen Knochengröße so absurd, dass mir nichts anderes übrigblieb, als einer Entfernung des Endglieds zuzustimmen.

Nach der OP hatte ich statt einen großen Zeh einen großen Zehstumpen. Das einzige, was zu fehlen schien, war das Nagelbett. Mich kostete der Krankenhausaufenthalt ein wichtiges Semester und mein BaföG lief aus. Also musste ich direkt nach dem Klinikaufenthalt mich um einen Job bemühen. So zog ich auf Krücken los, um mir in einem CallCenter in Bochum meinen Lebensunterhalt zu verdienen, was mich prompt ein halbes Jahr später wieder ins Krankenbett führte, obwohl ich doch in ambulanter Behandlung war. Der behandelnde Arzt versicherte mir, dass es besser sei, wenn er mich ins Krankenhaus einwiese. Auf meine besorgte Nachfrage, dass ich dort bestimmt wieder eine OP zu befürchten hätte, reagierte er gelassen und garantierte mir, dass es soweit bestimmt nicht kommen müsse. Eine Penicillinbehandlung würde das sicherlich in den Griff bekommen. Doch ich wurde unter Protest und auf Berufung meines beschwichtigenden Arztes abermals operiert und mir wurde noch ein Stück, das mittlerweile auf eine zweite Knochensektion übergegriffen hatte, entfernt. Wieder verlor ich ein Semester meines Studiums. Mittlerweile hatte auch mein Mitbewohner sein Zimmer gekündigt, da er Vater wurde.

Aus Schaden klug geworden zu sein, ließ ich mir nun Maßschuhe anfertigen, die mir meinen Gang erleichtern sollten. 1998 lebte ich von diversen Nebenjobs und kam damit soeben über die Runden. Wenn es wenigstens für ein Fahrzeug gereicht hätte. Aber nein, es reichte nicht. Außerdem fühlte ich mich gut zu Fuß und begann mein Studium wieder aufzunehmen. Ich verlor im Jahr 1999 meine Wohnung. Ich konnte sie mir allein nicht mehr leisten und auf einen neuen Mitbewohner wollte ich mich nicht mehr einlassen. Ich zog also vorübergehend zurück in das Haus meiner Eltern.

Noch während des Studiums erhielt ich die Gelegenheit bei der örtlichen Volkshochschule in Sachen Computerschulung und Internet zu unterrichten. Das verlief so erfolgreich, dass ich immer mehr Kurse gab und immer weniger studierte. Ich wurde weitergereicht und hatte die Chance, beim örtlichen Berufsförderungswerk in der Erwachsenenbildung zu unterrichten. Erst bekam ich nur kleinere Kurse, die sich über eine Woche hinzogen. Das war im Schicksalsjahr 2001. Der Kurs, angehende Telekauffrauen zu unterrichten, verlief so erfolgreich, dass ich weitere Kurse vom Berufsförderungswerk zugesagt bekam. Ich bemerkte überhaupt gar nicht, wie der Spezialschuh irgendeine Druckstelle aufwies und mir erneut eine Verletzung an meinem Zehstumpen einbrachte.

Mittlerweile lebte ich bei einer neuen Freundin. Und während eines heißen Sommertages - ich erinnere mich genau - meine Freundin war Arbeiten, verbrachte ich den Tag völlig zermattet und fiebrig im Bett. Auf meiner geschwollenen Lymphdrüse hatte ich mir zur Kühlung eine eiskalte Bierdose gelegt, die ich eigentlich beabsichtigt hatte zu trinken. Mir wurde übel. Ich telefonierte mit meinem Hausarzt. Ich sagte ihm am Telefon, dass sich mittlerweile eine rote Linie entlang des rechten Beines gebildet hätte. Das könne ein Zeichen für eine Blutvergiftung sein und mein Arzt forderte mich auf, spätestens am nächsten Tag in ein Krankenhaus zu gehen. Doch ich wollte nicht mehr in irgendein örtliches Krankenhaus gehen. Mir fiel ein, was ich alles Gutes über das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke gehört hatte, welches von Anthroposophen geleitet wird. In dieses Krankenhaus setzte ich meine Hoffnung auf eine sanfte Behandlung. Ich wollte unter keinen Umständen wieder unzählige Wochen in einem Krankenbett liegen, um wieder von vorn beginnen zu müssen. Denn intuitiv wusste ich, dass ich als Lehrer am Berufsförderungswerk ganz gute Karten haben könnte.

Es war so Mitte Juli 2001 als ich mich mit meiner Freundin in mein Auto setzte - durch meine Dozententätigkeit konnte ich mir diesmal eins leisten - und wir nach Herdecke fuhren. Das erste Mal in meiner Krankengeschichte hatte ich den Eindruck für vollgenommen zu werden. Die Ärzte glotzen nicht nur auf mein Symptom, sondern interessierten sich für alles drumherum auch. Sie laberten nicht mit ihrem Fachchinesisch über mich hinweg, sondern gingen sehr intensiv auf mich ein. Sie stellten mit mir die gleichen Untersuchungen an, wie jeder andere Schulmediziner auch und benutzen dafür auch die gleichen Methoden und Instrumente. Allerdings kamen sie zu einem Schluss zu dem jeder Schulmediziner auch gelangt wäre. Sie waren sogar noch radikaler und erklärten mir intensivst, warum es besser sei, wenn ich auf meinen großen Zeh ganz verzichte. Ich begann zu heulen.
Sie hörten sich meine privaten Umstände an und verstanden, dass ich mit einem längeren Aufenthalt all meine Perspektiven wieder verlieren würde und machten mir einen akzeptablen Vorschlag. Da ja keine, wie sie es nannten, "softe" Behandlung mehr möglich sei und die Entzündung in meinem Körper jetzt ersteinmal gestoppt werden müsse, solle ich für 5 Tage stationär antibiotisch behandelt werden. Sie würden mir anschließend einen Rollstuhl besorgen und ich könne dann meinen Unterricht geben. Solle dann aber zusehen, dass ich im September mir 10 bis 14 Tage freischaufel, um die OP vorzunehmen. Ich willigte ein.
Am 11. September 2001, am Nachmittag, wartete ich bereits auf meine poststationäre Behandlung. Mein Großzeh war gekappt und es war beiweitem nicht so dramatisch, wie ich es mir ausgemalt hatte. Während ich mit meiner Freundin am besagten 11. September nachmittags um drei im Auto das Ende eines Regengusses abwartete, klingelte das Handy. Ein Freund erzählte uns, dass gerade ein Flugzeug ins World-Trade-Center geflogen sei.

Meine damalige Freundin war Polin und wir verbrachten oft einige Tage im schönen Stettin bei ihren Eltern. Eine herrliche Stadt. Wir waren glücklich und viel unterwegs. Auch zu Fuß. Mittlerweile hatte ich neue angepasste Schuhe. Wieder einmal bemerkte ich im Schuh irgendeine Unebenheit nicht. Diesmal direkt unter dem Mittelfußknochen. Es bildete sich eine Blase. Doch die ließ ich sofort behandeln. Allerdings konnte die Behandlung gar nicht so schnell folgen, wie sich die Wunde ausbreitete. Im April 2003 war ich wieder im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und habe meinen Mittelfußknochen verloren. Und dadurch auch - da es während der Unterrichtszeit passierte - meinen Job als freier Dozent.

Nun denn, meine übriggebliebenen Zehen haben sich so ausgerichtet, dass sie den Job des Großzehs übernehmen. Trotzalledem hat sich im Laufe der Zeit eine Druckstelle gebildet, die reichlich verhornt ist und mich zu regelmäßiger ärztlicher Behandlung zwingt. Mein behandelnder Arzt riet mir immer eindringlicher zu einer OP, um mir die restlichen Zehen entfernen zu lassen, damit ich eine glatte Oberfläche bekäme. Auf sein Anraten hin, ließ ich mich auf eine Untersuchung in der Uni-Klinik Münster ein. Die waren ganz anderer Meinung und sagten, die Zehen stören doch überhaupt nicht. Und die Druckstelle könne man mittels eines Keilschnittes entfernen. Ich solle mir einen OP-Termin überlegen. Das war im Februar 2004. Ich habe mich jedoch entschlossen, mich nicht gleich unters Messer zu begeben, weil erstens keine akute Gefahr bestand, wenn ich meinen Fuss nicht belastete - darum fahre ich Rollstuhl. Und zweitens, ich dringend an meiner beruflichen Perspektive zu arbeiten hatte; was soviel bedeutete, endlich mein sozialwissenschaftliches Studium mit einem Diplom abzuschließen (was 2009 endlich passiert war).
Doch wovon lebte ich in der Zwischenzeit? Ich engagierte mich in der Begabungsförderung Heranwachsender im Internet. Und da ich dafür keinen Lohn erwartete, lebte ich von schmalen Spenden und Sozialhilfe. Derweil absolvierte ich meine Diplomprüfung und schreibe nun im Bereich der Begabungsförderung und mit Hinblick auf PISA meine Diplomarbeit. Ich hatte mir vorgenommen, dass ich nach den Prüfungen eine OP eingehen werde. Jedoch begab ich mich nicht nach Münster, sondern besorgte mir einen Termin in der Ambulanz des Gemeinschaftskrankenhauses und sprach mit dem Professor, der mich bereits zweimal erfolgreich operierte. Nach einer 50minütigen Behandlung riet er mir von einer OP ab und erklärte mir die Gründe. Seitdem bin ich in seiner ambulanten Behandlung und es gibt noch einiges zu tun...

Was meine Einstellung zur Ärzteschaft berifft, so vertraue ich nur ausländischen Medizinern (möglichst aus USA, Persien, Ägypten, Jordanien oder dem Fernen Osten) und weiblichen Medizinern. Deutsche Ärzte sind für mich Täter und werden von mir gar nicht erst ernstgenommen - es sei denn, sie beweisen Menschlichkeit im Umgang mit mir als Patienten. Außer Zahnärzte. Aber mit meinen Zähnen gibt es bis jetzt keine Probleme. Ich beiß mich eben durch...

©2oo5 - 2o21, Dipl.-Soz. Wis. Jürgen ARNDT...............................English Version

 

 

 

 

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