Was man halt so macht, wenn zwei Verkehrsmaschinen in zwei Hochhäuser fliegen...

 

zitternde Zitate für Alltag und Beruf

 

Im Sommer 1991 diagnostizierten die Ärzte mir Osteomyelitis in meinem rechten Großzeh. Das geht auf eine lange Vorgeschichte zurück, die auch im Internet für interessierte Leserinnen und Leser auf Nachfrage zur Verfügung steht. Mein rechter Großzeh stand zehn Jahre lang auf Kippe und wurde dann im August 2001 endgültig gekappt. Zehn Jahre lang lebte ich - und ich lebe noch heute - mit dieser verdammten Knochenhautentzündung (Osteomyelitis).

Zwischen 1991 und 2001 wurde ich viermal an diesem Zeh operiert. So etwas konnte nur mit Humor ertragen werden, so dass ich auch einen Comic darüber gezeichnet habe (ebenfalls im Internet und auf Anfrage einsehbar). Im August 2001 entfernten die Ärzte mir in einem Hospital in Herdecke meinen rechten Großzeh.

Am Dienstag, den 11. September 2001 erschien ich zur Nachsorge. Ich hatte um 15 Uhr einen Termin im anthroposophischen Krankenhaus Herdecke und ich erschien mit meinem PKW und meiner damaligen Freundin am Steuer eine halbe Stunde vor dem Termin. An diesem Tag goss es wie aus Eimern. Wir blieben in meinem Auto sitzen und überbrückten die Zeit mit Rauchen und Musik hören. Meine Ex war Polin als plötzlich ihr Handy klingelte (okay, sie war auch schon vorher Polin und wird wahrscheinlich auch immer noch Polin sein, falls sie der Alkohol nicht schon umgebracht hat).

Sie war nüchtern. Tagsüber war sie immer nüchtern. Am Abend hätte ich ihr auch nicht geglaubt, was sie mir anschließend erzählte. Ihr Exmann war am Telefon. Ich kann kein polnisch und doch erkannte ich an ihrer Reaktion, dass sie gerade auf polnisch wohl etwas Unfassbares zu hören bekam. Es muss nur wenige Minuten vor 15 Uhr gewesen sein, als sie das Gespräch mit ihrem Exmann beendete und mir sagte: "Du wirst es mir nicht glauben, aber in Amerika beginnt der Dritte Weltkrieg..."

Ihr arbeitsloser Ex-Mann hatte am Fernsehen zeitnah mitverfolgen können, was der arbeitenden Bevölkerung in Europa in diesen Minuten entging: er sah auf RTL wie ein Flugzeug in eines der Zwillingstürme raste. Er sah als einer der Ersten damals Bilder, an die wir uns gewöhnen sollten und die uns auf Immer und Ewig begleiten sollten. Agata, meine Ex, sollte gar nicht mal so Unrecht haben. Ich wollte ihr in dem Moment gar nicht glauben und ich konnte ihr auch nur wenige Minuten Aufmerksamkeit schenken, dass sie ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzte. Aber irgendwie konnte sie selbst es auch kaum glauben wollen, was ihr Exmann auf polnisch mitteilte: Es ist ein Flugzeug ins World-Trade-Center geflogen.

Es blieb keine Zeit mehr. Ich musste das Auto verlassen und mich zur Nachsorge-Untersuchung begeben. Im Untersuchungsraum nahm mir der diensthabende Arzt meine Verbände ab, um den Heilungsprozess meiner Amputationswunde zu begutachten. Beiläufig erwähnte ich, um mich selbst von meinem eigenen Drama etwas abzulenken, dass ich gehört habe, dass ein Verkehrsflugzeug in New York ins WTC gerast sei. Der behandelnde Arzt grinste mich ungläubig an. Er muss mich für einen Spinner gehalten haben. Und irgendwie kann ich es ihm nachsehen. Ich hätte an seiner Stelle mir selbst auch nicht geglaubt.

In dem Moment, als ich aussprach, was mir über Dritte zu Ohren gekommen war, zweifelte ich an meinem Verstand. Mir wurde schlagartig klar, dass die Meldung nur die Untergangsphantasie eines polnischen Trunkenboldes sein konnte. Sogar sein musste. Dennoch war ich mir sicher, dass er Recht hatte. Vehement hatte er meine Ex gebeten, dass wir ihn doch besuchen kommen sollten. Denn nach und nach kannten alle Fernsehprogramme an diesem Dienstag Nachmittag, dem 11. September 2001 nur dieses eine Thema.

Nach der Nachsorge und dem Verbandswechsel und zurück im Auto fuhren wir von Herdecke das dutzend Kilometer heim nach Dortmund. Ohne Radio. Wir hatten nur einen CD-Spieler im Auto. Wir fuhren zum Exmann meiner Exfreundin und sahen das, was die ganze Welt nun unfassbar sah: ein zweites Flugzeug raste in den zweiten Tower. Beide Tower stürzten ein. Bis heute Frage ich mich, ob sich die Ärzteschaft der Anthro-Klinik noch daran erinnert, dass ich der erste war, der ihnen eine Nachricht überbrachte, die die ganze bisherige Welt auf den Kopf stellen sollte. Ein Großzehamputierter lieferte keine Weltuntergangstheorien, sondern übermittelte eine Nachricht auf die ich gern verzichtet hätte...

Was haben wohl andere Internetnutzer an Nineeleven erlebt? Lesen Sie hier, was Yahoo-Nutzer schreiben...

©Samstag, 11. September 2o11, o2:o2 Uhr. ARNDT, Jürgen ARNDT...............................

English Doom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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