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Das Obdach-Los: Die Niete der Gesellschaftslotterie

Letztens musste ich ja Schmunzeln. Und das ausgerechnet bei der humorlosesten allah Folgen aus der Reihe, die wohl nebst Tatort die konstanteste Ausstrahlung des Ersten Deutschen Rundfunks, der ARD darstellt und erst neulich beide ihr 50-jährigres Bestehen feierten. Die Rede ist von der "Sendung mit der Maus", in der sich der Humor i. d. R. im letzten Beitrag komprimiert, als #ShawnDasSchaf oder im Wechsel #CaptainBlaubär. Ist ja auch eigentlich als Sendung für Kinder im Vorschulalter erdacht worden. Doch auch die Macher haben dann im Lauf der Jahre festgestellt, dass diese Sendung auch bei Erwachsenen im Vorschulalter ganz gut ankommt. Wie zum Beispiel bei mir. Denn auch bei mir fängt der Sonntagmorgen i. d. R. nicht mit dem Kirchgang an (unabhängig davon, dass mir ein Moscheebesuch eh lieber ist, sondern mit einer neuen frischen "Sendung mit der Maus", die mir nicht nur als Schlafschaf wegen des aufgeweckten Schafs Shawn ganz gut gefällt, sondern auch meine Neugier beim Thema Technik immer wieder aufs Neue zu befriedigen weiß. Doch hin zur Sendung und dem eigentlichen Beitrag der Sendung mit der Maus ging es weder um den Lügen-Bär, nicht um das Lügenschaf, auch keine Lügenmaus, selbst von der #Luegenpresse war nicht die Rede. Stattdessen vom Alltag eines – ich nenne ihn hier mal ganz respektlos – nicht Lügen-, sondern Premiumpenners.

 

Droben, weit oben im aufgeschlossenen Norden unserer Republik. In einer idyllischen und übersichtlichen Kleinstadt. Um jetzt keine Details zu bemühen, fasse ich den Beitrag als sozialromantisch und somit kindgerecht folgendermaßen zusammen: ein liebenswerter Onkel, dem auf den ersten Blick das Leben auf der Straße gar nicht anzumerken war, begleitete die Kinder, respektive das Mausteam durch seine Welt. Dabei wirkte sein Tag so aufgeräumt und strukturiert, dass ihm eigentlich nur eins fehlte, was ihm doch irgendwie gar nicht so viel gefiel und zwar — und jetzt schnallt euch fest — ein Dach überm Kopf.

 

Während des gesamten Tages ist dem Guten keinerlei Ablehnung begegnet. Lag es vielleicht am Mausteam, das ihm auf den Fersen war? Oder lag es wirklich an der idyllischen Kleinstadt in der die Einwohner alle glücklich und zufrieden sein scheinen? Oder lag es vielleicht doch an der Lage? Soweit ich mich erinnere, war sein Kleinstadtidyll irgendwo in Friesland. Jedenfalls bekamen die Kinder vorm Fernsehn geboten, wa ihnen zustand. Oder besser: was ihnen nicht zustand. Und zwar auf keinen Fall den echten Zustand. Den Zustand eines Obdachlosen in einer Großstadt entbehrt jeder pädagogischen Wertevermittlung. Die wirklichen Probleme, die #Obdachlosigkeit mit sich bringt, durften erst gar nicht zur Sprache kommen. Kein Wort vom grasierenden #Alkoholismus. Kein Wort von Gewalt gegen #Wohnungslose und auch keins von Obdachlosen unter sich. Kein Wort von den katastrophalen Bedingungen, die in den Wohnheimen für Obdachlose herrschen. Neid, Missgunst und Gewalt immer stärker die Überhand gewinnt, je roher und rauer das gesellschaftliche #Klima und somit auch sein Umfeld ist. Der Sendung-mit-der-Maus-Beitrag dagegen machte glatt neidisch auf so viel #Freiheit, und so viel #Solidaritaet, die der Wohnungslose mit der Maus (statt unter Ratten) genoss.

 

Vergessen wir bloß nicht, dass Obdachlosigkeit jeden treffen kann, der in Not gerät – apropos Gerät: es kann genau dieses oder jenes defekte Gerät gewesen sein, das zur Wohnungslosigkeit von einem zum andern Moment beiträgt, weil es unbeaufsichtigt war und deswegen das komplette Haus bis auf den Dachstuhl niedergebrannt wurde. Weder Versicherung, noch soziale Netzwerke konnten i. d. F. greifen und so landet dann auch schon mal eine komplette Familie im übertragenen Sinne auf den #MuellhaufenDerGeschichte und im wahren Leben über kurz oder lang in einem überfüllten Wohnheim. Und wie das Leben draußen auf der Straße wirklich sein kann, wie rau und unbarmherzig, das kann jeder in der Mitte einer x-beliebigen deutschen Großstadt selbst erkunden. Ein Spaziergang durch stark befahrene Straßen reicht da schon, um auf trostlose Zeitgenossen, wie dem auf der folgenden Abbildung treffen.

 

ein Obdachloser schlafend im Schlafsack eingegerollt liegt tagsüber läängswärts mit dem Rücken zum Betrachter im Eingang eines offensichtlich aufgegebenen Ladenlokals an einer vielbefahrenen Hauptstraße mitten in der Stadt

 

Sozialromantik versteht sich weniger an den Bildern, die der Obdachlose den großen und kleinen Mausfans verständlich machen will. Anders als es kindgerecht vorgestellt wurde, bleibt Obdachlosen die meisten Türen eher verschlossen. Abgesehen davon, dass es den Obdachlosen schon geholfen wäre, wenn ihnen etwas mehr Respekt entgegengebracht würde. Schon allein der Ausdruck "Penner" verbietet sich fast von selbst, weil genau da fängt bei den meisten Wohnungslosen das Problem ja schon an; überhaupt einen Schlafplatz oder meinetwegen einen Platz zum Pennen zu finden. Und da vermisse ich die Kulanz. Ganz besonders bei den großen Unternehmen, die über ein auch nachts geheiztes Foyer verfügen, des nachts menschenleer, während Menschen auf der Straße auch an kältesten Wintertagen campieren und in gar nicht wenigen Fällen auch an diesen krepieren.

 

Soziale Kälte kälter als klimatische? Dieser Frage läßt sich auf den Grund gehen. Schau die Tage nochmal rein, um das auch mal abzuklären. Ansonsten einfach mal überm eigenen Schatten springen und für die eine oder anderen Wohnungslose(n) mal was springen zu lassen. Und wenn schon das nicht, so doch diese Menschen mit ihren ureigenen #Strassenerfahrungen, ihrem persönlichen Schicksal und ihren ganz individuellen #Lebensgeschichten wertzuschätzen...

 

Hashtags:

Shawn das Schaf, Captain Blaubär, Lügenpresse, Obdachlosigkeit, Alkoholismus, Wohnungslose, Freiheit, Solidarität, Müllhaufen der Geschichte, Strassenerfahrungen, Lebensgeschichten

 

 

 

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erste Teil einer Botschaft liest sich in goldenen Buchstaben wie folgt 'Wenn du dein Geld' und überlappt wird der Rest der Botschaft von einer auf dem Kopf stehenden Zeichnung. Dargestellt ist die Seitenansicht eines Totenportraits mit ASM

 

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