100 WASSER

Eine verrückte Klimastory vom Kosaken

-- Sie möchten zu Friedrich Hundertwasser? --

Das Ruhrgebiet und Wien. Ein starkes Stück Schmutz. Und ein starkes Stück "Charme". Svenia und Sven sitzen im Hofgarten des Hundertwasserhauses in Wien und bestellen süßen Kuchen. "Mit oder ohne Schlagoberst?" erkundigt sich die Bedienung.

Vereinzelt sind kleine Bäume aus dem Asphalt gezogen worden. An der Uferpromenade der Donau richten sich Skyscratcher in die Höhen. Es wuchert phosphorgrünes Cortisongewächs an den Ecken der Skyline. Rauschbesessene Wiener und immigrierte Abhängige pflücken gelegentlich etwas von diesem mutierten wilden Gewächs und stopfen es nach dem Trocknen in eine gesundheitsamtsärztliche Einwegpfeife. Die Straßenreiniger von Wien fegen die letzten Überreste einer von Ratten bis auf die Unkenntlichkeit abgenagten Cortisonjunkie-Leiche zusammen.

Der lebendige Hofgarten des Hundertwasser-Hauses spiegelt sich in krassem Kontrast zur toten Donau in den übermächtigen Fenstern der Wolkenkratzer wider. Genau die richtige Temperatur da draußen im Promenadencafé des Hofgartens zu sitzen, Kaffee zu trinken und Kuchen mit Schlagoberst zu essen. Es ist wieder einmal ein ausgesprochen milder Winter bei Temperaturen um die zwanzig Grad Celsius. Plus!

Die Ruhr fließt mitten durch Schwerte, Bochum und Essen. Seit einigen Jahren sind alle Flüße und Ströme begradigt worden, um das Risiko von Überschwemmungen zu erhöhen.

Schwerte erlebt zur Regenzeit oft Sintfluten; wie es sie das Erste Mal nach einem gezielten Dammbruch einer riesigen Talsperre kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs schon gegeben hat. Alle Jahre wieder überschwemmen die Staudämme...

Falco, Georg Danzer, Ludwig Hirsch und Reinhardt Fendrich spielen auf einer Insel in Opherdicke. Die Wiesen sind schlammig. Knietief! Wood! Stock! Einige Bauern haben an den Ufern der Ruhr Reis angebaut. Das feuchte tropische Klima hält eingefleischte Fans nicht ab in langen Achtern zum Open Air zu rudern. Herbert Grönemeyer spielt an den Hafendocks der Ruhr-Uni-Bochum.

Die Gondeln gondeln am Hundertwasser-Haus vorbei. Wien ist schön. Amsterdam adé! Oweh Wehnedig! New York, New York! If you can make it there, you can swim everywhere! New York, New Blub, Blub, Blub! Hamblub! Tokioioioioioi!

Auch die sind an der Tagesordnung: Letztens sind Winterberg, Meschede und Iserlohn aus dem Hochsauerland - von hohem Ross sozusagen - ins Tal zum Ufer der Ruhr gerutzscht. Schwerte hat sich die drei Städte sofort einverbeibt. Schwertet zu Pflugscharen! Pflugs! Pflugs! Die Schwerter bauen Dämme und Deiche mit den immigrierten Holländern und Friesen zusammen. Die Münsterländer, die sich hatten vor der Schwerter Versklavung retten können, strömten mit oder ohne Räder aus ihrem flachen und überschwemmten Land. Flüchtlinge überströmen das Sauerland. Die meisten geflüchteten Münsterländer hausen in Flüchtlingscamps oder werden für völkische Kriegs- und Beutezüge angeworben. Neben ihrer Landeswährung, der Münste (ein Einkaufswagenchip der Marke "Möllemann") tragen die Münsterländer alles was sie noch besitzen am Leib. Weser und Elbe haben sich entschlossen, als gemeinsamer Strom weiter in den nördlichen Transatlantik münden zu wollen.